Erwin Heerich
Fläche und Raum
Erwin Heerich - zum 100. Geburtstag
„Heerich, der sich mit Beuys eine Meisterklasse teilte und bei Mataré studierte, war mit Beuys befreundet. Doch der Bildhauer war so ganz anders als sein weltberühmter Kollege. Anders und kaum greifbar in der Zuordnung: nicht wirklich minimalistisch, auch wenn alle seine Arbeiten auf das Wesentliche konzentriert sind, nicht wirklich konkrete Kunst. Heerich schuf Werke, die sich einer Zuordnung trotzig widersetzen, manchmal wie geometrische Spielereien wirken und doch viel mehr sind: In ihrer Einfachheit immer wieder neu spannend.“ /1
Über eine dieser geometrischen Spielereien schloss Erwin Heerich am 13. Mai 1981 einen Vertrag mit Rosenthal-Einrichtung, darin räumt er der Firma das ausschließliche Nutzungsrecht dem von ihm entworfenen Tisch ein.
Vorausgehend hatte Erwin Heerich an einigen wenigen Prototypen das in der Tischplatte verborgene Schubladensystem erprobt. Die Anordnung der verschiedenen Schübe beweist Heerichs plastische Denken, das sich in der Konstruktion offenbart. Indem er in der Tischplatte ein überraschendes Schubladensystem versteckte, öffnete er auch einen Zugang zur Architektur des Objekts.
„Ein wesentlicher Aspekt seiner Werke ist ihr raumgliederndes und architektonisches Potential. In den 1980er Jahren hatte Erwin Heerich die Möglichkeit dieses Potential in Form gebauter Architekturen zu entfalten." /2
Denn der Zeichner und Bildhauer Heerich ist dem breiten Publikum durch seine Bauten auf der Museumsinsel Hombroich bekannt, die auch als „architektonisch-plastische Werke“ /3 beschrieben werden.
Die Zusammenarbeit mit dem Gründer der Museumsinsel Karl-Heinrich Müller setzte sich in den 1990er Jahren auf der Raketenstation Hombroich fort. Hier waren es Erwin Heerich, Katsuhito Nishikawa und Oliver Kruse, die die Ausgestaltung des Areals vorantrieben.
Der Künstler Katsuhito Nishikawa hat das minimalistische Tischsystem der Prototypen seines Lehrers Heerich erweitert. Durch seine Trägerkonstruktion wird die Tischplatte nun wieder ihrer Funktion zugeführt. Aus der Sammlung Katsuhito Nishikawa finden sich in der Ausstellung auch Zeichnungen Erwin Heerichs. Diese Arbeiten aus dem Jahr 1993 tragen den Titel ‚Zeichnung für eine begehbare Skulptur‘.
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/1 https://rp-online.de/nrw/staedte/kleve/kultur/museum-schloss-moyland-100-jahre-erwin-heerich_aid-71853147, Stand 29.10.2022
/2 Erwin Heerich ohne Titel/untitled, Katalog Museum Schloss Moyland, 2022, S. 7
/3 ebd., S.151